Der erste Entwurf ist selten der beste

Wie schreiben Sie Ihre Texte? Mühelos von vorne bis zum Schluss? Oder sammeln Sie erst Stichpunkte und machen eine Gliederung, bevor Sie mit dem eigentlichen Schreiben anfangen? Oder erstellen Sie Ihre Texte erst als Rohfassung und überarbeiten diese, bis sie stimmig ist?

Überarbeiten? Hat ein guter Texter es nötig, seine Texte zu überarbeiten? Gewiss. Gute Autoren feilen lange an ihren Werken. Deshalb spielt es auch keine Rolle, ob sie mit der Titelzeile, dem Textvorspann oder irgendwo in der Mitte des Textes mit dem Schreiben beginnen. Mir geht es manchmal so, dass mir ein Werk in der Entwurfsphase nicht gefällt, weil es nicht stimmig aufgebaut ist, keine Spannung vermittelt oder zu wenig Sprachwitz enthält.

Dann werden Sätze und Absätze verschoben. So gelangt die originellste Aussage an den Anfang, denn nur so kann ich meine Leser für ein Weiterlesen gewinnen. Chronologie ist meistens langweilig, deshalb ist sie für manches Schreiben zweitrangig.

Stimmt der Text von seinem Aufbau und sind die einzelnen Aussagen schlüssig, dann wird an einzelnen Sätzen gearbeitet. Allzuleicht schleichen sich unnötige Füllwörter ein, besonders beliebt sind „auch“, „häufig“, „nur“ oder „meistens“. Auf sie kann man gerne verzichten.

Als nächstes suche ich nach Hilfsverben, Formen von „sein“ und „haben“, etwa „ist“, „hat“ oder „wurde“. Echte Verben vermitteln viel mehr Farbe und Spannung. Dann untersuche ich meine Sätze, ob auch nur die im Passiv stehen, bei denen es nicht zu vermeiden ist, so beim Briefträger, der vom Hund gebissen wurde. Aktive Satzkonstruktionen wirken immer stärker und deshalb überprüfe ich meine Sätze daraufhin. (Mehr Beispiele zum Thema weiter unten)

Es gibt noch ein paar Techniken, mit denen man Texte überarbeiten kann, und Punkte, die man überprüfen muss, weil sie leicht zu Fehlern führen, doch Hinweise darauf folgen später oder sind bereits in meinem Blog zu finden.

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Beispiele für Sätze im Aktiv:

1) Die Geschäftsleitung freute sich, die neue Fertigungshalle einweihen zu können.
2) Der Einkäufer kehrte mit vollen Auftragsbüchern von der Frühjahrsmesse zurück.
3) Wer liebt schon Büroarbeit? Pflichtbewusste Mitarbeiter erledigen sie still und zügig.

Beispiele für die selben Sätze im Passiv:

1) Die neue Fertigungshalle wurde freudig von der Geschäftsleitung eingeweiht.
2) Mit vollen Auftragsbüchern von der Frühjahrsmesse wurde der Einkäufer begrüßt.
3) Büroarbeit wird selten geliebt. In ihrer still und zügigen Erledigung zeichnet sich ein pflichtbewusster Mitarbeiter aus.