Pannen (Ausgabe Juli 2011)

Bei Sportberichten im Fernsehen hat sich ein Bild eingeprägt, das eigentlich ein falsches ist: „Um zu gewinnen, muss der Sportler auf die Zähne beißen.“ Muss er das, was bedeutet das dann anatomisch? Man kann mit den Zähnen klappern, man kann auf dem Zahnfleisch gehen, etwas zwischen die Zähne bekommen, einen Zahn zulegen,  jemand auf den Zahn fühlen oder sich dann die Zähne ausbeißen, – das Sprachbild ‚auf die Zähne beißen‘ ist neu und ergibt leider keinen Sinn. Also Zähne zusammenbeißen und das falsche Bild vergessen.

Kürzlich berichtete jemand, er müsse „nach seinem Scheffel schauen“. Soll er doch. Der Scheffel ist eine alte Messvorrichtung für Getreide und überliefert aus der Bibel ist, dass man sein Licht nicht unter den Scheffel stellen soll. Wer nach seinem Scheffel schaut muss demnach Landwirt oder Müller sein. Das oben zitierte Sprachbild ist jedoch nicht üblich.

„Das macht das Kraut nicht fett.“ Zumal Kraut, selbst saures nicht fett ist. Das korrekte Sprachbild wäre hier: „Das macht den Kohl nicht fett.“ Aber gegen falsche Bilder ist noch kein Kraut gewachsen. Aber bevor hier jemand ins Kraut schießt, Kohl und Kraut sind im allgemeinen Sprachgebrauch das Selbe. Und auch in der Literatur (Max von der Grün, Glatteis) ist das Kraut schon als nicht fett festgeschrieben worden. Erlauben wir es also…

Der Duden hat es mir „zurückgezeigt“. Auch das ist holpriges Deutsch. Kann er es mir nicht zurückgeben oder aufzeigen. Ich bitte darum, solch falsch zusammengesetzte neue Wörter zurückzuziehen, aber bitte nicht mit dem Finger darauf zeigen.

„Wenn man das weiß, tut man sich einfacher.“ Was soll an diesem Satz falsch sein? Das „Tun“ ist hier falsch am Platz, „haben“ wäre das korrekte Hilfsverb. und das korrekte Adjektiv im Komperativ ist „leichter“ und nicht „einfacher“. Wir schließen kurz: „wenn man das weiß, hat man es leichter.“ Und der Satz klingt auch noch besser.

Nicht ausrottbar sind sinnlose Steigerungsformen wie „in keinster Weise“ und „in bestmöglichster Form“. Was in keiner Weise vorkommt und schon die bestmögliche Form ist, hat schon das Ende der steigerungstechnischen Fahnenstange erreicht.

Neu unter den auffälligen Begriffen ist das Verb „antizipieren“, was ich auch in der Sportberichterstattung zuletzt häufig vernommen habe. Dieses Fremdwort bedeutet auf Deutsch das Vorwegnehmen vor der Zeit im Geiste oder vor Fälligkeit. Wer das so antizipiert merkt, dass dieses schöne Wort eigentlich nicht in den Bereich Sport gehört, – ausgenommen dem Schachsport, wenn man bei Zeiten die Gefährdung des Königs oder der Dame erkennt.

2 Gedanken zu „Pannen (Ausgabe Juli 2011)“

  1. Nein, aktuell leider nicht. Aber in Kürze kommt die nächste Ausgabe mit „Pannen“.
    Hast Du spezielle Fragen dazu?

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