Sprache als Vertrauenskiller

Gerade ist eine neue Forsa-Studie veröffentlicht worden. Es ging dabei um unsere Sprache und ihre Verständlichkeit. Das Ergebnis ist erschütternd. In unserer Sprache benutzen wir zu viele Begriffe, die von vielen Mitbürgen nicht verstanden werden. Nach der Stuttgarter Zeitung waren vorgegeben: Green Growth, G-20-Agenda, Doha-Runde, IWF-Quotenreform, Vergemeinschaftungsüberlegungen. Alle Begriffe stammen aus der letzten Regierungserklärung unserer Bundeskanzlerin. Auftraggeber der Untersuchung war der Versicherungskonzern ergo, der bekanntlich nicht nur durch den Claim „Versichern heißt verstehen“ bekannt wurde.

Den 2600 Befragten wurden sicher auch noch Begriffe aus dem Versicherungswesen vorgelegt. Und das Ergebnis? Auf VersicherungsJournal.de bekommt man Details: Am schlechtesten schnitten die Formulare und Erläuterungen der Steuererklärungen mit 35% ab, die angaben, dass sie nur von Experten zu verstehen seien. Ihnen folgen die Erläuterungen von Banken (31%) und Versicherungen (28%). Beipackzettel von Arzneimitteln folgen mit 22% auf Platz vier. Diese haben aber auch den Spitzenplatz der Befragten, bei denen 32% angaben, dass sie durchaus von jedem zu verstehen seien. Ebenfalls eher positiv schnitten Texte auf Lebensmittelverpackungen (26 zu 18%) und Infos der Stromanbieter (15 zu 13%) ab. Bliebe noch das Gedruckte der Mobilfunkanbieter übrig, die nach Meinung von 18% der Befragten nur von Experten verstanden werden. Für 11% kann sie jeder verstehen. Und wie viele meinten, dass Bank- Versicherungs- und Steuerpapiere von jedem verstanden werden können? Das waren 6%, bzw. zwei Mal 5%. Ein trauriges Ergebnis, das der Hohenheimer Kommunikationswissenschaftler Anikar Haseloff kommentierte mit den Worten: „Unverständlichkeit ist ein Vertrauenskiller“.

Was die Studie noch ergab: Frauen lesen die vorgelegten Unterlagen deutlich aufmerksamer als Männer und scheinen sie auch besser zu verstehen. Wo nötig, so stellen sie auch mal Fragen. Die „Klartext“-Kampagne von ergo zeigt aber schon Wirkung. So konnten die Vertragsunterlagen für eine Haftpflichtversicherung von 38 auf vier Seiten reduziert werden, wobei auch die Schriftgröße profitierte.