Schwer im Gerede: Kiezdeutsch

Im letzten Monat bin ich häufig auf den Begriff „Kiezdeutsch“ gestoßen. Diese Form der Jugendsprache ist nicht neu. Was derzeit zu der Verstärkung in der Öffentlichkeit führt ist, dass es aktuelle Forschungen zu dem Thema gibt und, dass aus diesen Arbeiten hervorgeht, dass dieser Slang nicht nur auf die ausländische Jugend beschränkt ist. An den aktuellen Forschungen beteiligt ist Heike Wiese von der Universität Potsdam (www.kiezsprache.de). Sie stand auch mehrfach den Medien zur Verfügung und ihre Ergebnisse sind in vielen Internet-Foren diskutiert worden.

Für Heike Wiese ist Kiezdeutsch kein Dialekt, sondern eher eine Form von Jugendsprache. Dessen Akzeptanz steigt zurzeit. Und nach ihrer Untersuchung sprechen in gemischten Wohnvierteln wie Berlin-Kreuzberg nahezu alle Jugendliche zwischen zwölf und zwanzig Jahren diesen Slang, in anderen Quartieren, wo fast nur deutschstämmige Jugendliche aufwachsen, wird auch kaum Kiezdeutsch gesprochen.

Kiezdeutsch ist von einem ausgeprägten Nominalstil geprägt, wie es sich ausdrückt in Redewendungen wie „Ich bin Alexanderplatz.“ (Ich bin am Alexanderplatz.) oder „Ich bin Thomas Mann.“ (Ich bin in der Thomas-Mann-Str.) oder „Ich mach Dich Messer.“ (Ich greife Dich mit einem Messer an.“ Diese Jugendsprache reizt zur Analyse und deshalb hat Heike Wiese auf der Kiezdeutsch-Website auch einige weitere Anregungen eingestellt, auch für Unterrichtseinheiten an Schulen.

Eine Randerscheinung der Kiezsprache ist, dass durch sie immer mehr Wörter aus dem Türkischen oder Arabischen in die deutsche Sprache einfließen und auch von Jugendlichen ohne Migrationshintergrund verwendet werden. Dazu gehören ‚Abu‘ – abwertend für Vater, ‚Lan‘ für einen derben Mann, einen Kerl, ‚Moruk‘ als Entsprechung für die kumpelhafte Anrede ‚Alter‘, ‚Yallah‘ als Aufforderung „los jetzt“ oder ‚Wallah‘ für Gott.

Ischwör, Alter, ist so.