Veröffentlichungen und aktuelle Arbeitsproben

Selbstinszenierungen in der Medienwelt sind gefährlich

Beitrag für DJV-Blickpunkt

Wie haben Inszenierungen in der Medienwelt früher funktioniert und wie erscheint man heute in den vielfäl­tiger gewordenen Medien? Das war das zentrale Thema von Medienwissenschaftler Prof. Bernhard Pörksen, der seit 2009 geschäftsführender Direktor des Instituts für Medienwissenschaft der Universität Tübingen ist bei einem Hintergrundgespräch beim DJV-Kreisverband Neckar-Alb.

Die Frage nach der Inszenierung oder eines Prominenz-konzeptes hat sich früher nur wirklich Prominenten gestellt. So sagt man laut Pörksen Doris Day nach, dass ihre Mimik so einstudiert war, dass sie auch lächelte, wenn beim Öffnen der Kühlschranktüre das Licht darin anging. Der Medienprofessor zeigte beim Gespräch in der Tübinger Lorettogaststätte auf, welche Wege zur Scheinberühmtheit heute zu beobachten sind. Zusam­men mit seinen Studenten hat Pörksen dazu Personen aus der Medienwelt beobachtet und befragt. Die Ergeb­nisse sind 2010 im gemeinsam mit Wolfgang Krischke herausgegebenen Buch zusammengefasst „Die Casting-Gesellschaft – Die Sucht nach Aufmerksamkeit und das Tribunal der Medien“.

Hierbei registrierten die Autoren eine Vielzahl von „billi­gen willigen Sendeformaten“, die eine Glorifizierung von Leuten ermöglichen, die eigentlich gar nichts vorzuwei­sen haben. So werden Menschen zu Teilen des Spiegel­kabinetts der modernen Medienwelt, die in den neuen Sendeformaten Aufmerksamkeit erzeugen, obwohl sie nach bisherigen Werten nichts anzubieten haben.

Es kommt laut Pörksen zu einem Tauschverhältnis, bei dem die Aufmerksamkeit für einen bis dato Unbekann­ten und die Einschaltquoten des Senders die Tauschfak­toren sind. Hinzu kommt, dass wer bei Medien mitwir­ken möchte, oft keine Strategie hat. Und wer nach ei­nem Überraschungserfolg schnell hochgepuscht wird, dem fehlt an einem tragfähigen Anschlusskonzept. Ohne gut überlegten Umgang mit den Medien wird man zum Spielball der Medienmächtigen.

Konkret wurde Pörksen bei Wettbewerbs-Formaten wie „Deutschland sucht den Super-Star“ oder „Big Brother“, aber auch bei der „Scripted Reality“, also Sendungen, bei denen Leute von der Straße für ein Taschengeld unter­schiedliche Rollen in zwischenmenschlichen Konflikten spielen. Solche Inszenierungen wechseln häufig die Richtung und die Mitwirkenden erkennen nicht, wie sie dadurch abgestempelt werden. Für die Publizität zeigen die Darsteller dann auch Intimität und Vulgarität.

Was inhaltlich problematisch ist, macht die Sender öko­nomisch erfolgreich. Bei den neuen Formaten sind wir nach Worten des Medienforschers häufig Zuschauer eines Vorganges, den wir nicht beurteilen können. Bern­hard Pörksen berichtete weiter, dass auch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen vermehrt neue Formen für Selbstinszenierungen auftauchen, gewissermaßen Wer­bespots für die eigene Person.

Die Forschungsgruppe hat aber auch das Internet und neue Medien untersucht. Der Referent kritisierte an Online-Medien, dass jeder sich hier frei präsentieren könne mit allen Konsequenzen. Dagegen gäbe es bei den traditionellen Medien immer noch gewisse „Gatekee­per“, die beurteilen, ob bestimmte Auftritte für Sender und Beteiligte nützlich oder schädlich sind. Die Medien­welt wird immer indiskreter, was man heute schon an Funktionen und dem Einsatz von Fotohandys sieht.

Abschließend streifte das Gespräch noch aktuelle Insze­nierungen von Prominenten, wie Baron zu Guttenberg, der offensichtlich eine strategische Partnerschaft mit der Bild-Zeitung eingegangen war, seine adelige Herkunft als Vorteil einsetzte und dennoch durch offensichtliche Inszenierungsbrüche auffiel und stürzte.

Dieter E. Gellermann

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Auf Heldenreise in Ostfildern (Nachbericht zu einer Veranstaltung)

Der Aufbruch ins berufliche Neuland fand vor wenigen Tagen für rund 90 Selbständige und Freiberufler sowie Coaches unterschiedlicher Richtungen in Ostfildern statt. Die ganztägige Unternehmung nannte sich „Ein Tag für Ihren Erfolg“[1]. Zur Reiseleitung gehörten namhafte Rednerinnen und Redner, von denen jede und jeder eine wichtige Etappe betreute. Es waren dies das Berufsheldentum, das Sofortprogramm zur Umsatzsteigerung, die Krisenbewältigung, die Markenbildung, die Präsentationswirkung und die Zielerreichung. Für den Fahrplan verantwortlich waren gleichermaßen Monika Heilmann von Gabal e.V.[2] und Diethelm Boldt von Freelancer-International e.V.[3] Dieser Fahrplan wurde eingehalten, wobei es auch Pausen für angeregte Gespräche der Mitreisenden untereinander gab. Dadurch entstanden neue Kontakte und bestehende konnten aufgefrischt werden.

Warum drängt sich dem Chronisten das Bild einer Reise auf? Nun, das brachte die erste Sprecherin des Tages in ihrer Etappe ein, Angelika Höcker, Fachfrau für Entwicklungsprozesse aus Köln. Sie teilte den Veränderungsprozess, den ein Mensch unternehmen möchte, in mehrere Abschnitte ein. Vom Aufbruch und Zweifeln an seinem Nutzen führt solch ein Prozess über eine spürbare Schwelle hinweg in ein Neuland, das erforscht werden muss. Nach Entdeckung von Neuem und erhaltenen Belohnungen geht es zurück in das Bekannte, das mit den gewonnenen Erkenntnissen angereichert einen neuen Alltag ermöglicht. Da jeder Besuch eines Neulandes auch mit Trennung und Schmerzen zusammenhängt, erfordert es schon echte Helden, die eine solche Unternehmung gewinnbringend durchstehen. Keynote-Sprecherin Höcker prägte dafür den Begriff der Heldenreise [4], der von nachfolgenden Sprechern gerne aufgenommen wurde.

Buchautor und Unternehmer-Coach Gerhard Gieschen[5] aus Tübingen betreute die nächste Etappe der Reise und zeigte mit seinem Beitrag auf, wie man mit seinem jungen Unternehmen einen Schnellstart hinlegen und dabei auch umgehend seine Umsätze steigern kann. Die Teilnehmer erfuhren so, welche Methoden wirken, leicht umsetzbar und darüber hinaus auch noch preiswert sind.

Die wissbegierige Reisegruppe wurde weiter betreut von Dr. Regina Mahlmann, Coach und Referentin aus der Nähe von München[6], die erklärte, was bedacht werden muss, damit man aus Krisen gestärkt herausgehen kann. Ihr Stichwort war hierbei die Resilienz, die die Fähigkeit zur Fertigkeit beschreibt, Problemsituationen zu meistern. Lösungsansätze, Hilfeleister und Schutzfaktoren gibt es viele, wie die Teilnehmer erfuhren. Man muss sie nur erkennen und nutzen. Bei der Resilienz erlernt man die Selbststeuerung, was allerdings ein lebenslanger Prozess ist.

Gestärkt durch die ersten Vorträge und eine mit vielseitigem Buffet angereicherte Mittagspause landete die Reisegruppe aus Gabal- und Freelancer-Mitgliedern beim Münchener Markenexperten Jon Christoph Berndt[7]. An Markenbildern und Produkten erklärte er, wie sich bekannte Marken entwickelt haben, welche Elemente dabei herausgearbeitet und beibehalten wurden. Schnell leuchtete den Reisenden ein, wie einfach sich Produkte reduzieren lassen auf einfache Wesen, Slogans und Grafiken. Ziel für den Markenexperten war, bei den Teilnehmern den Blick fürs Wesentliche zu schärfen und damit dann den Übergang zur eigenen Marke zu schaffen.

Hat man nun seine Marke erreicht, sollte sie optimal präsentiert werden. Für diese Aufgabe war Dipl.-Wirtschafts-Informatiker Matthias Garten aus Griesheim bei Darmstadt[8] engagiert, der in punkto Präsentationen in über 150 Branchen zu Hause ist. Als zuständiger Etappenleiter zeigte er auf, in welche Richtung Business-Präsentationen gehen und wie man sie spannend gestaltet. Garten ging auch auf die vielen Spielarten von Präsentationen ein und berichtete dabei sehr lebendig aus dem Nähkästchen eines Fachmannes, der schon fast zwanzig Jahre intensiv am Thema arbeitet.

Nicht zuletzt muss man seine eigenen Ziele definieren, fand abschließend Heidi Prochaska, Coach und Dozentin aus Stuttgart[9]. „Das Ziel schafft einen Daseinszweck“ erklärte die Referentin. „Ohne Ziel zerfällt der Erfolg“. Sie erklärte der immer noch hellwachen Reisegruppe, wie man einen Zielleitfaden erstellt und was er beinhalten sollte. Mit einem Ziel vor Augen muss man sich ständig Fragen stellen, etwa was zur Zielerreichung beiträgt und was einen daran hindert. Sind die Ziele formuliert und erste Entscheidungen angestoßen, können diese zunächst zur Verunsicherung und Zweifeln am Konzept führen, weil sie sich erst später durchsetzen.

Mit viel Wissen bepackt ging die Heldenreise für die fast 70 Unternehmer am späten Nachmittag zu Ende. Alle hatten neue Erkenntnisse für sich und ihre Unternehmen finden können, die im Laufe der kommenden Wochen umgesetzt werden wollen. Die Heldenreise zu Ostfildern kam so an ihre Endhaltestelle und alle Teilnehmer strömten auseinander, beladen mit Notizen und Handreichungen, Flyern und Visitenkarten der neuen Geschäftskollegen. Eine rundum gelungene Veranstaltung dank der Reiseveranstalter, der kompetenten Referenten und der wissbegierigen Teilnehmer.

Dieter E. Gellermann[10]


[1] www.ein-tag-fuer-ihren-erfolg-de
[2]
www.gabal.de
[3] www.freelancer-international.de
[4] www.businesshero.de
[5]
www.denken-handeln.de
[6] www.dr-mahlmann.de
[7] www.human-branding.de
[8] www.smavicon.de
[9] www.aendere-dich.de
[10] Journalist (DJV) und PR-Berater, www.d-e-g.de

5 Gedanken zu „Veröffentlichungen und aktuelle Arbeitsproben“

  1. Hey!

    Nachdem ich jetzt immer wieder mal auf deinem Blog mitlese, wollte ich dir auch mal einen Kommentar hinterlassen.Denn besonders dieser Text hat mir wirklich gut gefallen!Dein herrlicher Blog ist aber herkömmlicherweise immer einen Besuch wert.Deine Leser halten sich ja scheinbar derzeit noch ziemlich in Grenzen…Mach doch einfach so weiter! Dann wird das schon…

    Viel Spaß noch!

  2. Toller Post, interessantes Thema – Freue mich auf mehr solche Posts. P.S.: rechts oben wird wohl ein Bild nicht korrekt angezeigt. Liebe Grüße

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