Im Urlaub in der Steiermark las ich am 27.12.2012 die „Kleine Zeitung“, ein Boulevardblatt mit großem Zuspruch in der Alpenrepublik. Da beschwerten sie sich über das „Piefkinesisch“, das immer mehr in Österreich anzutreffen sei. Beispiele gab es auch, wobei ich bei einigen der gegenüber gestellten Wörtern nur kleinere Unterschiede erkennen konnte, so bei Skifahren – Skilaufen oder Tormann – Torwart. Beim letzten Wortpaar ist angesichts des aufkommenden Damenfußballs eher die deutsche Version als geschlechtsneutral anzusehen. Ansonsten muss auf Tormann und Torfrau ausgewichen werden.
Die Sprachgrenze bei einigen anderen Beispielen ist nicht identisch mit den Staatsgrenzen: Semmeln, Erdäpfel oder Häferl/Haferl sowie das quatschen sind auch im deutschen Süden geläufig. Die Abgrenzung müsste hier gegen West- und Norddeutschland laufen mit ihren Brötchen/Schrippen, Kartoffeln, Bechern oder plaudern.
Anders bei Worten, die traditionell jenseits von Pfänder, Zugspitze und Walserberg benutzt werden: Topfen, Sackerl, Palatschinken, Kren, Gelse oder Paradeiser. Mit ihnen haben unerfahrene Deutsche beim ersten Österreichkontakt so ihre Schwierigkeiten. Ich erinnere dabei an eine meiner Lieblings-Quizfragen: „Was ist der Hauptbestandteil des Palatschinkens?“ – Auflösung später.
Bei meinen Recherchen zu diesem Thema bin ich auf Rudolf Muhr, Professor an der Universität Graz und Leiter der Forschungsstelle österreichisches Deutsch, gestoßen. Er hat auch die Titel zum oe-wort eingeführt, nachzulesen bei Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Wort_des_Jahres_%28%C3%96sterreich%29
Interessant sind hier für mich alle Begriffe und Sprüche, die deutlich von den deutschen Wörtern des Jahres abweichen. So gefällt mir besonders der Spruch des Jahres 2006: „Nimm ein Sackerl für mein Gackerl.“ Das war ein Plakattext, der dazu auffordert, den Hundekot der eigenen Vierbeiner einzusacken. Vieles hier ist politisch begründet, wie auch bei den Deutschsprachigen zwischen Ems und Oder. Einiges davon drastisch, wie ein Kommentartext nach dem Einbruch eines 14-jährigen, der bei der Tat von einem Polizisten erschossen wurde: „Wer alt genug zum Einbrechen ist, ist auch alt genug zum Sterben.“ Das ist Zynismus pur. Von einem Journalisten verfasst, ist das nicht unbedingt ein Beweis für seine Qualität als Kommentator.
Ich finde, wir sollten weniger aufgeregt mit den sprachlichen Besonderheiten umgehen. Auch Pfälzer, Badener und Württemberger benutzen Ausdrücke, die nicht auf überregionalen Produkten wiederzufinden sind. Die Gesetze des Marketing in einer globalen Gesellschaft macht es erforderlich, dass die Produkte auch anderswo verstanden und gekauft werden. Ein Zusatzbegriff muss aber bei größeren Gebinden möglich sein.
Zu guter Letzt: Hauptbestandteil des Palatschinkens sind Eier und keine Wurstwaren. Das Gericht entspricht im Wesentlichen dem Pfannkuchen.