Hätten Sie gedacht, dass es vier Millionen Menschen in Deutschland gibt, die keine längeren Texte lesen und verstehen können? Ein Forschungsprojekt der Mainzer Universität ist auf diese erschreckend hohe Zahl gekommen, die bedeutet, dass jeder zwanzigste Mitbürger zumindest funktionaler Analphabet ist. Diese Menschen kennen zwar die Buchstaben und können auch Markennamen und kurze Hinweise bis hin zu Schlagzeilen lesen, bei längeren Sätzen müssen sie aber passen.
In unserer technischen Arbeitswelt sind die Betroffenen verloren und auf die Unterstützung anderer angewiesen. Die Ursachen dafür können unterschiedlich sein. Um die Defizite zu verbessern, gibt es spezielle Schulungen, die auch funktionalen Analphabeten helfen, ihre Lesekompetenz zu verbessern. Das Manko liegt teilweise auch an der schlechten Wahrnehmung beim Texterfassen. Wenn Leser Worte eher als Bilder denn als zusammenhängende Buchstaben erkennen, sind Verwechslungen leicht möglich. Abhilfe kann nur regelmäßiges Training bringen mit zunehmend schwereren Texten, längeren Sätzen und komplexeren Sachverhalten. Doch dafür, – so eine Aussage der Analphabetie-Forscher, – fehlen die geeigneten Unterrichtsmaterialien.