Eine Wanderung durch das ostfriesische Wattenmeer kann zu neuen Erkenntnissen führen. Dass das Watt nicht nur aus Sand, Schlick und Prielen besteht, zeigen den Besuchern die Wattführer. Einer davon ist Heino Behring, der Touristen vor Juist aufklärt, wie das Leben im Watt funktioniert. Seine Geschichte haben Arnd Zschiesche und Oliver Errichiello in ihrem neuen Buch „Marke ohne Mythos“ (Gabal-Verlag) aufgeschrieben. Diese Geschichte geht so:
Zum Leben im Watt gehören auch zahlreiche Klein- und Kleinstlebewesen, die man als Tourist leicht übersieht oder als recht unwichtig erachten könnte. „Muscheln sind die Nieren der Meere“, meint Wattführer Heino und demonstriert das mittels zweier Schraubgläser. Bei Beginn der Führung stellt er beide im Watt ab, füllt sie mit dem trüben Wattwasser und in eines gibt er noch ein paar der vor Juist üblichen Herzmuscheln. Dann beginnt die Tour durch das Gebiet, aus dem sich das Meer vorübergehend zurückgezogen hat. Gegen Ende der Exkursion erreicht die Gruppe wieder die Schraubgläser und allen wird gleich klar: In dem Gefäß, in das Heino die Muscheln gesetzt hatte, hat sich ein Prozess ereignet: das Wasser ist in der Zwischenzeit wieder klar geworden. Das Wasser im anderen Gefäß ist weiterhin trüb wie zu Beginn.
Dieses Beispiel zeigt so plastisch, dass viele zum Kreislauf der Natur beitragen, auch die, die man nicht so recht wahrnimmt, weil man ihre Funktion nicht kennt oder sie nicht sofort einordnen kann. Erfährt man davon nur abstrakt, versagt häufig die Vorstellungskraft. Im konkreten Beispiel mit den beiden Schraubgläsern wird die Geschichte vom Kreislauf der Natur schnell begriffen und kann sich im Gehirn festsetzen.