Die Journalistensprache vergreift sich gerne an Superlativen, gerne wird dabei noch gesteigert, was nicht mehr zu steigern ist. Zwei Beispiele:
Die Auslese aus einem bestimmten Personenkreis ist besser bekannt als Elite. Ein Rundfunksprecher wollte diese Elite neulich noch steigern: Er erfand die Top-Elite und bewies damit kein Sprachgefühl.
Ähnlich ging es einem anderen Hörfunkkollegen. Er wollte sich besonders einfühlsam zeigen und empfand eine bestimmte Situation als besonders emotional. Wie vermittelte er das? Er sagte: Die Stimmung war „am spürbarsten“. Dachte er, eine Empfindung wie „spürbar“ ließe sich noch steigern? Ich vermute fast und liege damit gewiss „am richtigsten“.
Andere Baustelle: Was meinte Frau BK Merkel neulich zur Griechenland-Finanzsituation? Sie bezeichnete den Schuldenschnitt, auf den man sich einigte, als Haircut (Haarschnitt). Die Financial Times Deutschland fühlte sich an einen Mafia-Film erinnert, der Standard aus Österreich witzelte:“Ob Athen mit dem Haarschnitt nachhaltig in Fasson gebracht wird, dazu gibt es unterschiedliche Ansichten“. Ernste Dinge sollte man, – das zeigt diese Episode, – nicht durch zweifelhafte Bilder und verniedlichende Bildersprache verniedlichen.