Früher einmal wurden Jahreszahlen mit einem „A.D.“ angegeben. Diese lateinische Abkürzung bedeutet „anno domini“, Im Jahr des Herren, ist also eine Bezeichnung, die sich aus dem Christentum ableitet. Andere Kulturkreise haben andere Jahresangaben: Der jüdische Kalender ist viel älter, der islamische deutlich jünger. Andere Zeitangaben gelten heute nicht mehr fort, wie etwa die römische, die auf die Stadtgründung Roms zurückging oder manche imperiale, die mit jedem neuen Herrscher / jeder Dynastie eine neue Zeitrechnung begründete.
Wichtig ist, dass Jahreszahlen präzise angegeben werden, damit keine Missverständnisse aufkommen können. Deshalb werden Angaben zu größeren Zeitabschnitten immer vierstellig gemacht, wie etwa 1835, 1961 oder 2002. Dort, wo kleinere Zeiträume betrachtet werden, genügen aber zwei Ziffern (72, 80, 96, 06).
Gerne fasst man Zeiträume zusammen, nach geschichtlichen-/politischen Gesichtspunkten (Zeitalter der Weimarer Republik; Zeitalter des Kalten Krieges) oder nach Kunstepochen (Romantik, Jugendstil, Pop-Art) oder nach Jahrzehnten (Zwanziger Jahre / Sechziger Jahre / Achtziger Jahre). Letztere Art der Zeitraum-Angabe wurde erstmals im 20. Jahrhundert verwendet, zur Kennzeichnung der 20er Jahre (1920 – 1929). Das wurde bis in die 90er Jahre fortgesetzt (1990 – 1999). Davor und danach hat sich keine Jahrzehntbezeichnung eingespielt.
Die aktuellen Zeitabschnitte, etwa von 2000 bis 2009, haben keine eigenen Namen hervorgebracht, obwohl sich viele Menschen damit befasst und Begriffe kreiert haben wie „Die Nuller-Jahre“ oder „Die jungen Jahre“ oder „Die Doppel-Null-Jahre“. Keiner konnte Eingang finden in den allgemeinen Sprachgebrauch.
Übergenaue Texter verwenden inzwischen Bezeichnungen wie die 1950er Jahre oder gar die 1870er Jahre. Ich möchte diese Bezeichnungen nicht verwenden, weil sie historisch so nicht gewachsen sind und auch nur für Zeitabstände im 20. Jahrhundert so verwendet wurden. Eine Ausweitung auf frühere Jahrhunderte halte ich aus geschichtlicher Sicht auch nicht für angebracht. Dafür gibt es auch andere, bessere Bezeichnungen wie „Aufklärung“, „Industralisierung“ oder „Wilhelmisches Kaiserreich“