In vielen Texten, die ich zu sehen bekomme, selbst in Urfassungen meiner eigenen Manuskripte finde ich zahlreiche überflüssige Wörter. Nehmen Sie mal einen Lackstift zur Hand und markieren in dem nächsterreichbaren Text alle „sozusagen“, „üblicherweise“, „insbesondere“, „irgendwie“ oder „überhaupt“ heraus. All diese Wörter sind reiner Ballast, machen den Text unverdaulich und entziehen ihm die Farbigkeit. Auch Bindewörter und Verstärkungen blähen einen Text nur auf und drosseln ihr Lesetempo. Schauen Sie Ihre Texte durch und streichen Sie alle „auch“, „meist“, „oft“, „ziemlich“ oder „viel“ heraus, auf die locker verzichtet werden kann.
Warum regt uns Kanzleideutsch, die Amtssprache so sehr auf? Weil da so vieles überaus kompliziert beschrieben und Nominalstil verwendet wird. Das ist überall dort zu erkennen, wo Subjektive weit häufiger verwendet werden als in der täglichen Sprache üblich. Dazu tragen die zahlreichen Abstrakta von Verben und Adjektiven bei. Aus genehmigen wird Genehmigung, aus erklären die Erklärung; aus wahr wird Wahrheit, aus hinfällig wird die Hinfälligkeit.
Eindeutige Eigenschaftswörter wie „gut“, „schlecht“, „großartig“ oder „widerlich“ drängen Ihren Text in eine absolute Richtung, die Ergebnisse klingen völlig nüchtern. Eleganter wäre es, Adjektive zu verwenden, die die Emotionen ansprechen, das sinnhafte Lesen ermöglichen: Angefangen bei der heißen Herdplatte, dem weichen Kissen oder dem blitzgescheiten Schüler. Adjektive können wirklich alle Sinne ansprechen: die glutrote Sonne –> Visualität; der scheppernde Traktor –> Akustik; der beißende Geruch von der Müllkippe –> Geruchssinn; die süße Frucht –> Geschmackssinn; die raue Haut des alten Seemanns –> Gefühlssinn.