„Der Ehemann hat sich eine Gardinenpredigt seiner Frau anhören müssen.“ So etwas kommt vor, aber woher stammt der Begriff der Gardinenpredigt. Es geht hier nicht um die Fenstervorhänge, sondern um Abrechnungen, die hinter den Bettvorhängen gemacht wurden, die es früher in bürgerlichen Schlafstuben gab. Und Predigt heißt diese Maßnahme bereits seit dem 15. Jahrhundert, weil das damals der einzige Ort war, an dem eine Frau ihrem Mann die Leviten lesen konnte.
Und worin haben die Leviten gelesen? Nun, das war das Alte Testament oder waren auch die Thorarollen, denn ein Levit war ein Gehilfe des Priesters. Die Leviten waren auch ein Stamm im alten Israel, die sich als Rechtsgelehrte ohne eigenes Siedlungsgebiet um die Rechtsprechung kümmerten. Der lateinische Name des 3. Buches Mose lautet auch Leviticus. Wer die Bibel kennt, weiß, dass da die rechtlichen Vorschriften für die Juden enthalten sind. Und wer hieraus vorgelesen bekommt, der sollte sich wohl etwas hinter die Ohren schreiben.
Wer sich etwas hinter die Ohren schreibt, der soll sich etwas merken. Diese Redensart stammt aus einer Zeit als noch wenig Leute lesen und schreiben konnten. Da waren dann bei allen Verträgen und sonstigen Abmachungen die Ohrenzeugen sehr nützlich, mussten sie doch Licht in die Streitigkeiten bringen, wenn sich die Vertragspartner später uneins wurden. Bei Abmachungen über Flächengrenzen wurden gerne die Kinder der Beteiligten zur Begutachtung herangezogen. Die Nachkommen wurden bei diesen Regelungen meist auch körperlicher Gewalt ausgesetzt und Ohrfeigen oder das Ziehen an den Ohren waren keine Seltenheit. Ob sich die so gezüchtigten dann noch an den genauen Wortlaut erinnern konnten? Ich möchte das bezweifeln.