Lange Sätze gehören der Vergangenheit an

Ich propagiere stets, dass man möglichst kurze Sätze schreiben sollte. Ein gutes Beispiel für schlechte Schachtelsätze fand ich heute in der Stuttgarter Zeitung. Es stammt vom Literaturnobelpreisträger Theodor Mommsen  und ist aus dem Jahr 1902. Damals waren  solche Sätze normal:

Rings um das mannigfaltig gegliederte Binnenmeer, das tief einschneidend in die Erdfeste den größten Busen des Ozeans bildet und, bald durch Inseln oder vorspringende Landfesten verengt, bald wieder sich in beträchtlicher Breite ausdehnend, die drei Teile der Alten Welt scheidet und verbindet, siedelten in alten Zeiten Volksstämme sich an, welche, ethnografisch und sprachgeschichtlich betrachtet, verschiedenen Rassen angehörrig, historisch ein Ganzes ausmachen.

Wissen Sie am Ende des Satzes noch, was alles drinstand? Sollten Sie dieser Tage auf einen ähnlichen Schachtelsatz stoßen, nennen Sie mir seinen Autor. Ich werde ihn beraten.

1 Gedanke zu „Lange Sätze gehören der Vergangenheit an“

  1. Danke für dieses wunderschöne Zitat! Ich gestehe eine heimliche Liebe zu Schachtelsätzen… habe sie mir aber inzwischen weitgehend abgewöhnt.

    In lebhafter Erinnerung ist mir eine Klassenarbeit im Fach Geschichte geblieben, in der ich fast zwei Seiten mit nur einem Satz gefüllt habe. Das würde ich heute gar nicht mehr hinbekommen. Ist aber auch gut so – denn auch im Vertrieb ist weniger oft mehr und Klarheit wichtiger als Schönheit.

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